Übersetzung von Investor Relations: Wenn Sprache Vertrauen schafft

Finanzkommunikation unterliegt strengen Regeln und die sind auch noch von Land zu Land verschieden. Zugleich sollen Investor Relations in jeder Sprache und in jedem Markt Vertrauen und Transparenz schaffen. Eine Mischung, die ihre Übersetzung ebenso komplex wie spannend macht.

Langweilig? Von wegen! Investor Relations gehören zu den vielfältigsten Kommunikationsdisziplinen. Und sie gehen weit über trockene Zahlenkolonnen hinaus.

Das liegt vor allem an den zahlreichen und höchst unterschiedlichen Adressaten. Investor Relations richten sich an institutionelle Investoren und an Privatanleger. Sie erreichen Analysten und Ratingagenturen. Regulierungsstellen und Aufsichtsbehörden sind daran ebenso interessiert wie Journalist:innen von Fach- und Massenmedien. Und nicht zuletzt richtet sich Finanzkommunikation auch an interne Stakeholder wie das Management oder verschiedene Abteilungen im Unternehmen.

Finanzkommunikation: Ein überraschend weites Feld

Dementsprechend divers sind auch die Formate und Kanäle. Zwar stehen im Zentrum immer Information und harte Fakten, doch neben den klassischen Finanzberichten, Konzernabschlüssen oder Ad-hoc-Mitteilungen entstehen auch zahlreiche Präsentationen, Fact-Sheets und Informationsvideos. Die Presse und die Hauptversammlung wollen gemäß ihren spezifischen Anforderungen informiert werden, die Blogs auf der Unternehmens-Website folgen ebenfalls eigenen Regeln, und hinzu kommen FAQs, Equity-Stories oder Nachhaltigkeitsberichte.

Mit anderen Worten: Das Feld ist weit und vielfältig. Und das muss auch für die Übersetzung gelten.

Übersetzung bedeutet auch Einhaltung gesetzlicher Vorschriften

Ein Teil dieser Vielfalt entsteht durch die unterschiedlichen Rechnungslegungsstandards. Zwischen den beiden wichtigsten – der weltweit eingesetzten IFRS und der vor allem in den USA gültigen US-GAAP – bestehen deutliche formelle Unterschiede, aber auch verschiedene Levels von Flexibilität und Interpretationsspielraum. Übersetzer:innen müssen demnach nicht nur über sprachliche Exzellenz verfügen, sondern auch den jeweiligen juristischen Hintergrund genau kennen, um nicht versehentlich Regeln zu verletzen. Genauigkeit und Präzision sind hier von entscheidender Bedeutung. Wie teuer Fehler in diesem Bereich werden können, muss nicht betont werden – finanziell wie hinsichtlich der Reputation des Unternehmens. Finanzberichte beziehungsweise die entsprechenden Teile in anderen Formaten bedürfen daher ausnahmslos genauester Kontrolle, sowohl seitens des Auftraggebers als auch intern im spezialisierten Übersetzungsbüro.

Eine Welt für sich: Financial Communication und Terminologie

Jeder Fachbereich hat seine eigenen Fachtermini und Übersetzer:innen müssen diese im Schlaf beherrschen. Selbst innerhalb des deutschen Sprachraums haben manche Begriffe aus der Finanzwelt unterschiedliche Bedeutung, doch viel gravierender sind sie etwa bei der Übersetzung vom Deutschen ins Englische. Eine laut Wörterbuch korrekte Übersetzung kann in diesem Fall schnell danebengehen, stattdessen müssen die Profis die exakten Entsprechungen mit der korrekten Bedeutung in der jeweiligen Zielsprache kennen. Das bedarf großer Erfahrung. Aber es gibt auch Technologie, die dabei hilft.

Wie Technologie Finanzübersetzungen unterstützt

Zu den wichtigsten Tools bei professionellen Übersetzungen gehören die Termbank und das Translation Memory. Beide sollten Standard sein. In einer Termbank sind einzelnen Begriffen ihre exakten Übersetzungen in der Zielsprache zugeordnet, die den jeweils geltenden Richtlinien entsprechen. Die Termbank ist jedoch kein normales Wörterbuch, sondern ein kundenspezifisches System: Weicht etwa die Corporate Language vom sonst im Fachbereich Üblichen ab, wird die Sammlung entsprechend adaptiert. Ergänzungen und Aktualisierungen sind jederzeit möglich und wenn der Auftraggeber bereits selbst über ein entsprechendes Glossar verfügt, wird dieses von guten Dienstleistern in deren Prozesse integriert.

Beim Translation Memory steht der Faktor Konsistenz im Vordergrund. Ein TM ist eine zweisprachige Übersetzungsdatenbank, in der bereits übersetzte Sätze und Phrasen für einen Kunden mit ihrer jeweiligen Übersetzung gespeichert werden. Sobald sich ein Satz oder der Teil eines Satzes in einem Folgeprojekt wiederholt, macht das TM einen entsprechenden Vorschlag für die Übersetzung, der je nach Kontext natürlich auch angepasst werden kann. Während die Termbank auch bei reinen Finanzberichten Einsatz findet, entfaltet das Translation Memory seine Wirkung vor allem bei umfangreicheren Textsorten wie Geschäftsberichten.

Spielt Künstliche Intelligenz bei Finanzübersetzung eine Rolle?

Die Leistungen KI-basierter Übersetzungstools sind zweifellos beeindruckend. Wenn es um die Übersetzung von Finanzberichten oder ähnlich faktenlastigen Anteilen der Investor Relations geht, müssen sie allerdings außen vor bleiben. Machine Translation ist grundsätzlich dort denkbar, wo es sich um das Storytelling in Geschäftsberichten oder um den Fließtext in Pressemitteilungen handelt. Allerdings ist die KI weder in der Lage, ein Corporate Wording zu berücksichtigen, noch kann sie den Ausgangstext inhaltlich hinterfragen oder laufende Änderungen nahtlos in den Kontext einpflegen. In der Finanzkommunikation bleibt die Kombination aus Humanübersetzung, Lektorat, strenger Qualitätskontrolle und zusätzlichem Kundenreview daher das qualitative Maß der Dinge.

Finanzdokumente sind viel mehr als nur Zahlen

Schon klar, Investor Relations dienen in erster Linie der klaren und transparenten Information der Investoren und der Stakeholder über die Finanzdaten. Aber es gibt ein weiterreichendes Ziel: Finanzkommunikation beeinflusst auch das Vertrauen, sie triggert das Bild, das die Öffentlichkeit vom Unternehmen hat, und ist damit immer auch ein strategischer Bestandteil der Unternehmenskommunikation – und ein Marketinginstrument. Besonders deutlich wird das beim Geschäftsbericht, bei dem oft enormer Aufwand getrieben wird, die nüchterne Information durch erstklassige Texte und Bilder aufzuwerten und in Kontext zu setzen.

Die präzise Übersetzung von mehrsprachigen Finanztexten muss immer auch diesem Anliegen Rechnung tragen. Welche Tonalität ist in der Zielkultur üblich? Wie nüchtern beziehungsweise locker müssen oder dürfen die Dokumente sprachlich verfasst sein? Wie spricht man Journalist:innen im Zielland an, welche Informationstiefe ist die passende? Diese „weichen“ Faktoren zu kennen, ist ebenfalls eine unerlässliche Anforderung an professionelle Übersetzungsdienstleister.

10 Fragen: So finden Sie Ihren Dienstleister für den Finanzsektor, dem Sie vertrauen können

Die Übersetzung von Investor Relations ist eine Aufgabe für Vollprofis. Um diese unter den zahlreichen Anbietern zu identifizieren, hilft es, ihnen folgende Fragen stellen.

  • Können Sie Erfahrung und Fachwissen in diesem Bereich nachweisen und uns konkrete Referenzen nennen?
  • Können Sie Kenntnisse der regulatorischen Anforderungen in unserem Zielgebiet nachweisen?
  • Über welche Zertifizierungen verfügen Sie?
  • Wie sorgen Sie für Vertraulichkeit, Datensicherheit und Compliance hinsichtlich DSGVO?
  • Welche Technologien nutzen Sie bei Übersetzungen?
  • Mit welchen Prozessen und Workflows werden Sie unsere Dokumente bearbeiten?
  • Sind Ihre Mitarbeiter:innen Muttersprachler:innen?
  • Wie gut sind Ihre Puffer, wenn kurzfristige Änderungen notwendig werden?
  • Beherrschen Ihre Mitarbeiter:innen auch Lokalisierung und Transcreation?
  • Bieten sie uns eine Probe-Übersetzung an?
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